Ein Sonntag in Köln
Zu Besuch auf der Börse in der Stadthalle Mülheim
Es ähnelte einer Expedition ins Unbekannte. Durch Handzettel und Anzeigen in der Fachpresse war unser Verein auf die Adventsbörse am 1. Dezember in Köln aufmerksam geworden. „Händler aus Deutschland und Europa mit einer großen Auswahl von Ansichtskarten, Briefen und Ganzsachen“ verhieß die Werbung. Der Veranstaltungsort: die Stadthalle in Köln-Mülheim. Ein weißer Fleck auf dem Börsenglobus, den es zu entdecken galt. Weder lagen einschlägige Erfahrungen zu dieser Art Ansichtskarten- und Briefmarkenbörse noch zur Örtlichkeit vor. Also machten sich sechs „Expeditionsteilnehmer“ unseres Vereins am sonntäglichen 1. Dezember mit dem RE 10512 der Deutschen Bahn auf den Weg, um diese Veranstaltung zu testen.
Zwei Überraschungen gab es gleich bei der Ankunft. Eine lange Warteschlange begehrte kurz vor Öffnung Einlass in die Stadthalle und zweitens waren im Inneren weitere Mitglieder unseres Vereins mit eigenem Stand oder als Besucher aktiv. Die Veranstalter hatten nicht zuviel versprochen. An mehreren Dutzend Ständen wurden gut sortiert eine riesige Zahl von Ansichtskarten, historischer Literatur, Prospekten, Privatfotos, aber auch postalische Belege wie Briefe, Karten und Ganzsachen geboten. Stücke für 50 Cent waren ebenso dabei wie wertvolle Karten aus der Frühzeit für 40 oder 50 Euro. Wer als Philatelist – so der Eindruck – nicht nur Marken im Vordruckalbum oder als Einzelstücke sammelt, sondern thematisch bzw. nach Motiven oder sich auf gewisse Länder spezialisiert hat, der konnte hier nicht nur seinen geistigen Horizont, sondern eventuell auch seine Sammlung erweitern. Denke man zum Beispiel an einen Philatelisten, der sich intensiv den deutschen Kolonien oder besetzten Gebieten der Weltkriege widmet: für den gab es in Hülle und Fülle Literatur, Ansichtskarten, Bilder aus Sammelalben, Landkarten und manches mehr. Viele Dinge, die man auf einer „gewöhnlichen Briefmarkenbörse“ kaum zu Gesicht bekommt. Und einmal Kontakt zu passionierten Sammlern von Ansichtskarten zu haben, war ja auch nicht verkehrt. Die haben es übrigens einfach: Das Nennen einer Postleitzahl genügt, und schon bekommen Sie am Stand eine Auswahl mit Karten aus der gewünschten Stadt oder Region in die Hand gedrückt.
Für die beteiligten Vereinsmitglieder war die „Köln-Expedition“ kein verlorener Sonntag. Es gab viel zu sehen, manches wurde gekauft. Der Besuch in Mülheim machte deutlich, dass Goethes Wort von den glücklichen Menschen auch auf jene zutrifft, die schwarz-weiße oder farbige Ansichtskarten sammeln. (kö)